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Stephan Michael Schröder

DanLitStummFilm

WWW-Site zu dänischen Stummfilmdrehbuchschreibern
bis 1929 und der Interaktion zwischen der
dänischen literarischen Intelligenz und dem Kino bis 1918

Michaëlis [geb. Brøndum; ab 1912: Stangeland], Karin

(1872-1950)

Autorin u. ab 1913 häufige ‘Kronik’-Schreiberin in Politiken; 1895-1911 Ehefrau von Sophus Michaëlis.


Ihr Erfolgsroman Den farlige Alder (1910) wurde gleich 1911 von der Nordisk adaptiert (Reg.-Nr. 955). Laut Engberg (1977/82) schrieb K.M. auch das Drehbuch, doch ist im NBKB nur von einer Autorisation durch K.M. die Rede (vgl. XV:564). Daß es sich nur um die Gewährung des Verfilmungsrechtes handelte, wird auch durch einen Brief K.M.s vom 25.5.1926 belegt (Firmenarchiv der Nordisk in Valby). Nachweise für eine Drehbuchtätigkeit K.M.’ zu diesem Zeitpunkt lassen sich nicht finden. Die Angabe, sie habe auch das Drehbuch geschrieben, diente wahrscheinlich Werbezwecken bzw. als Argument in dem Rechtsstreit mit der Firma Messter in Deutschland, die ebenfalls 1911 einen Film mit dem werbeträchtigen Titel Das gefährliche Alter auf den Markt geworfen hatte (1911:77), über dessen Verhältnis zu ihrem Roman K.M. 1926 in dem bereits angeführten Brief schreibt, daß die Deutschen "havde stjaalet Navnet men lavet anden Tekst".
Im Untersuchungszeitraum bis 1922 ist nur noch ein weiterer Kontakt K.M.’ zur dänischen Filmindustrie nachweisbar, nämlich ein gescheiterter Versuch, der Nordisk 1914 ein deutschsprachiges Drehbuch mit dem Titel Graf Sylvains Rache zu verkaufen (BtR II:188), das auf ihrem eigenen Roman Grev Sylvains Hævn (1913) basierte. Der Schwerpunkt von K.M.’ Interaktion mit der Stummfilmindustrie lag nach 1920 in Deutschland (nur der Vollständigkeit halber sei darauf hingewiesen, daß auch in der Tonfilmzeit noch Filme nach Vorlagen von K.M. entstanden). Da K.M. jedoch in den zwanziger Jahren derjenige dänische Autor war, der m.W. am meisten mit der Filmindustrie zu tun hatte und dies in der Sekundärliteratur bisher wenig Beachtung gefunden hat, soll diese Interaktion hier etwas ausführlicher geschildert werden. Werke von K.M., die im letzten Jahrzehnt des Stummfilms außerhalb Dänemarks als Vorlagen für Filme dienten, sind: der Roman Grev Sylvains Hævn (1913), adaptiert als Graf Syvains Rache mit Asta Nielsen in der Hauptrolle (Cserépy-Film 1919:326; das Drehbuch schrieb B.E. Lüthge und nicht Louis Levy, wie das DSFL behauptet); das Schauspiel En Mo’rs Øjne (1915), adaptiert als Die heilige Lüge 1927 (Carl Boese-Film, 1927:101 - das Drehbuch schrieb wiederum B.E. Lüthge; das DSFL führt zudem noch eine frühere österreichische Verfilmung aus dem Jahr 1920 unter dem Titel Heilige Lügen auf, doch läßt sich ein entsprechender Titel bei Walter Fritz (Die österreichischen Spielfilme der Stummfilmzeit (1907-1930). Wien: Österreichische Gesellschaft für Filmwissenschaft, 1967) nicht nachweisen. Die Angabe des Premierendatums 5.12.1927 für den Film Heilige Lügen im DSFL muß sich jedenfalls auf die 1927er-Version und nicht auf die 1920er beziehen, falls letztere jemals existierte); sowie eine erneute Verfilmung von Den farlige Alder 1927 als Das gefährliche Alter, wiederum mit Asta Nielsen in der Hauptrolle und nach einem Drehbuch von B.E. Lüthge (Illés-Film, 1927:76). Da K.M.s die Verfilmungsrechte für diesen Roman 1911 an die Nordisk abgetreten hatte, holte sie sich vorher das Einverständnis der Firma ein, daß diese nichts gegen eine erneute Verfilmung habe (vgl. Brief K.Ms. an die Nordisk, dat. 25.5.1926, sowie Antwortbrief der Nordisk, dat. 26.5.1926, Firmenarchiv der Nordisk in Valby).
Wie man K.M.’ nachgelassenen “Breve om Teater og Film” (KB NKS 2731, fol°, Kasten 31 u. 32; für einen Registranten ihrer nachgelassenen Papiere s. Hanne Jespersen: Forfatterinden Karin Michaëlis. En registrant. Under medvirken af Peter Bondesen. Kbh u. Randers: Det kongelige Bibliotek u. Randers lokalhistoriske arkiv, 1985)) sowie einem Brief K.M.’ an Asta Nielsen, dat. 11.3.1920 (DFI), entnehmen kann, gab es in den zwanziger Jahren noch zahlreiche weitere Verfilmungsprojekte. Diese liefen zumeist unter Beteiligung von B.E. Lüthge, der auch als Filmagent für K.M. gearbeitet zu haben scheint und ihr 1926 in seiner Doppelfunktion als Drehbuchschreiber und Agent schrieb: “Es ist sehr schwer, die Sachen [= K.M.’ Bücher] jetzt zu verkaufen, denn sie sind oft nicht ausgesprochen für Verfilmungen zu gebrauchen. Die besten Sachen sind zweifellos schon verfilmt. Wenn Sie bei den neuesten Sachen, die sie schreiben, ein wenig, nur ein ganz klein wenig daran dächten - wie das jetzt so viele Schriftsteller machen - so wäre das leicht. Sie können ja so herrlich - auch filmisch, erfinden und sie könnten davon viel Geld verdienen!”
Die Cserépy-Film, die 1919 Graf Sylvains Rache gedreht hatte, hatte von K.M. damals auch die Verfilmungsrechte vom Roman Betty Rosa (1919) erworben und zeigte sich außerdem am Roman Die große Beichte (1919) interessiert, doch scheint es in beiden Fällen nicht zu einer Verfilmung gekommen zu sein.
Nach den Briefen in der KB zu urteilen, ist die Erzählung Tro som Guld (1909) in Deutschland 1919 verfilmt worden, doch ein Film mit dem Titel Treu wie Gold (so lautete die deutsche Übersetzung der Erzählung 1912ff) ist bei Gerhard Lamprecht nicht nachweisbar. Die Firma Illés war 1927 an einer Neuverfilmung der Erzählung interessiert, die aber offensichtlich daran scheiterte, daß die Filmrechte 1919 ohne zeitliche Begrenzung verkauft worden waren.
1926-1928 gab es zahlreiche Anfragen an K.M. wegen der Verfilmungsrechte an ihren Werken, doch ist aus all diesen Projekten m.W. in der Stummfilmzeit nichts mehr geworden. Den Auftakt machte 1926 die Nivelli-Film mit ihrem Interesse an Maria und ihr Kind (der Titel ist für mich keinem Werk K.M.’ zuordenbar). Die Geschäftsstelle des Verbandes deutscher Filmautoren erwarb 1927 für drei Monate die Option auf die Verfilmung des Romans Don Juan - i Døden (1919); K.M. schlug B.E. Lüthge für das Schreiben des Drehbuchs vor. Auch für den Roman Die Perlenkette (1927) interessierte man sich von Seiten der Geschäftsstelle, nachdem man wahrscheinlich ein Exposé über den Roman gesehen hatte, das B.E. Lüthge geschrieben hatte. Ebenfalls 1927 ging eine Anfrage einer “hiesigen [d.h. Berliner] größeren Filmgesellschaft” an den Ullstein-Verlag, was die Verfilmungsrechte für den bei Ullstein verlegten Roman Ehegatten (dt. 1919) kosten würden. Die Eichberg-Film zeigte 1928 Interesse für K.M.’ Bibi-Kinderbücher, und Ende 1928 führte K.M. Verhandlungen mit einem Siegfried Bernfeld wegen einer Adaption von Ghettoens Blomst (1907). B.E. Lüthge hatte zu dem Buch schon 1927 ein Exposé erstellt und es verschiedenen Firmen zugeschickt, doch war diesen damals das Sujet zu ‘düster’ und im Hinblick auf die Zensur zu problematisch gewesen.
Lüthges Drehbücher entstanden anscheinend in beständiger Absprache mit K.M., doch direkt für den Film scheint diese in den zwanziger Jahren nur einmal gearbeitet zu haben, nämlich als sie 1926 mit der Nivelli-Film einen Vertrag über die Lieferung eines Filmexposés mit dem Titel Liebe und Ehe sowie über die Option auf zwei weitere Exposés mit den Titeln Freie Liebe und Uneheliche Kinder schloß. Das gelieferte Exposé war nach Meinung der Filmfirma allerdings unbrauchbar. Auch in ihrem amerikanischen Exil während des zweiten Weltkrieges verfolgte K.M. Filmpläne und verhandelte u.a. mit Metro-Goldwyn-Meyer (s. Birgit S. Nielsen: Karin Michaëlis. En europæisk humanist. Kbh: Museum Tusculanum, 2002 (= Studier fra Sprog- og Oldtidsforskning, 338), 42f; sowie Beverley Driver Eddy: Karin Michaëlis. Kaleidoskop des Herzens. Eine Biographie. Übers. v. Vibeke Munk u. Jörg Zeller. Wien: Edition Praesens, 2003 (= Wiener Studien zur Skandinavistik; 7), 261ff).


Literaturhinweise:

S. auch Dansk skønlitterært forfatterleksikon, Dansk Forfatterleksikon. Biografier, Dansk biografisk leksikon u. Kraks Blå Bog 1949.









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